In Sachen Klimaschutz von Lust zu sprechen – wird das dem Thema wirklich gerecht? Das Engagement dafür ist schließlich keine Freizeitbeschäftigung, die man gern macht. Im Gegenteil, ich kenne viele Menschen in Berlin und deutschlandweit, die sich seit Anfang des Jahres bildlich gesprochen dafür „den Arsch aufreißen“ (… und eigentlich dringend auf ihre Klimaschutz-Life-Balance achten müssten …). Vergehen kann sie einem aber schon, die Lust, wenn frau erstmal mittendrin steckt in all den Diskussionen und dann am laufenden Meter eine reingewürgt bekommt – und zwar in Form von fadenscheinigen Ausreden.

Eigentlich legen die Zahlen der letzten globalen Demo am 20.09. den Schluss nahe, dass der überwiegende Teil der Gesellschaft den Schuss gehört hat. Im Gegensatz zu denen, die zur Zeit unsere Regierung bilden, im Gegensatz zu denen, die die Klimakatastrophe als Hysterie bezeichnen, im Gegensatz zu denen, die beim Thema Klimaschutz ihre Sätze mit „Ja, aber…“ beginnen oder im Gegensatz zu denen, die das Thema schlichtweg nicht interessiert. Oder denjenigen, die einem für das Engagement auf die Schulter klopfen, aber um eine Ausrede nicht verlegen sind, wenn es um das eigene Engagement geht oder um die Umstellung der Lebensgewohnheiten.

Ich kann’s einfach nicht mehr hören …

Zum deutschen Fernsehpreis wurde Greta mit Standing Ovations und Pipi in den Augen zugejubelt … aber seither Stille aus den Promireihen. Dabei könnten sie so viele Menschen erreichen, tun es aber nicht – zumindest nicht hörbar – von ein paar wundervollen Ausnahmen mal abgesehen.

Sind viele von ihnen nicht auch Eltern wie ich und müssten sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder machen? Was muss denn noch getan werden, um ihnen das Ausmaß der Klimakatastrophe zu erklären?

Und dann die schlechten Nachrichten: Dass das neue Kohlekraftwerk Datteln in Betrieb geht, die EIB aus den fossilen Energien raus will, die Bundesregierung das jedoch blockiert, und in der Windkraftindustrie die Firma Enercon tausende Stellen streichen muss. Und haben nicht die MdB die besten wissenschaftlichen Berater, die ihnen erklären könnten, dass wir sehenden Auges in die Katastrophe rasen? Da ist doch ein riesen Berg Frust und der macht wütend und lässt einen an der Intelligenz vieler Menschen zweifeln.

Seit Anfang des Jahres sagt mein Mann zu unseren drei Kindern: „Mama muss noch schnell die Welt retten“, wenn ich in meiner Klimaschutzblase untertauche. Aber „schnell“? … davon kann hier leider keine Rede sein!

Was bleibt an Lust?

Für mich der Fokus auf das Positive, auf die Menschen, die sich ebenso für den Klimaschutz engagieren und die einem die nötige Kraft geben, trotz der massiven äußeren Widerstände immer weiter zu machen. So kann ich weiter laut sein und auf die Straßen gehen und in meiner kleinen Klimakatastrophenblase mit Lust die notwendige Kehrtwende in Sachen Klimaschutz vorantreiben.

Claudia, im November 2019