Ein Gespräch der Newsletter-Redaktion über das bisherige Erleben einer weitreichenden Krise.

Katrin: Wolfgang, wie gehst du mit der aktuellen Corona-Krise um? Wie geht es dir damit?

Wolfgang: Lange Wochen – bis weit in den Februar hinein – habe ich das Thema fleißig in den Nachrichten verfolgt. Ohne große eigene Planungen oder Gefühle dazu.

Katrin: Bei mir war es auch so. Erst als das Virus in Europa festgestellt wurde, begann ich, mich dafür zu interessieren. Aber es war für mich ein entferntes Problem anderer Länder.

Wolfgang: Das große Entsetzen hat mich das erste Mal gepackt, als ich am 12. März die langen Schlangen der Hamster-Einkäufer*innen vor den Supermarktkassen gesehen habe. Gleichzeitig wurden nach und nach sämtliche öffentliche Veranstaltungen abgesagt.

Katrin: Ich habe es erst einen Tag später richtig kapiert, als ich den Artikel von Thomas Pueyo auf medium.com gelesen habe. Danach habe ich direkt alles abgesagt.

Wolfgang: Ich war zu dem Zeitpunkt noch so drauf, einfach business as usual zu leben – ja, mir Vorteile auszurechnen, wenn ich als Risikoperson schon jetzt angesteckt würde und danach immun wäre. Da es in dem Moment ja noch keine Engpässe in den Kliniken und Intensivstationen gab.

Katrin: Und ich hatte Angst, Personen aus den Risikogruppen anzustecken. Denn das finde ich das Gruselige: Ich weiß ja nicht, ob ich vielleicht gerade ohne Symptome das Virus in mir ausbrüte.

Wolfgang: Die letzten Veranstaltungen und Termine habe ich ganz bewusst wahrgenommen – schon mit dem Gefühl, dass sie für lange Zeit die letzten sein könnten. In besonders schöner Erinnerung ist mir die Baumpflanzaktion in Trebbin geblieben – bei schönstem Wetter und mit einigen Parents-Kolleg*innen!

Katrin: Auf unser Bäume pflanzen hatte ich mich riesig gefreut. Das war aber die erste Veranstaltung, die meinen konsequenten Absagen zum Opfer fiel. Wie geht es dir jetzt, wo deine letzten Veranstaltungen vorüber sind?

Wolfgang: Heute, am 18. März, überlege ich, ob ich nicht besser die kommenden Wochen in dem Hostel hier in Schleswig-Holstein in meinem Workaway-Einsatz bleibe. Ich bin hier ganz allein, denn es sind natürlich keine Gäste da! Ich repariere die Fahrräder und mache andere kleine Reparaturen. Das Putzen habe ich eingestellt – bis wieder Gäste kommen, wird es sicher alles wieder eingestaubt sein …

Katrin: Wenn du von dort aus auch arbeiten könntest, wäre das sicher eine besonders virenfreie Variante.
Für mich ändert sich im Grunde gar nicht so viel. Ich bin ohnehin noch in Elternzeit und freue mich, dass mein Mann jetzt ständig Homeoffice macht. Die Treffen mit anderen Eltern fehlen mir natürlich, aber ich komme mit dem rein digitalen Kontakt gerade gut klar. Außerdem findet gerade der Pioneers of Change Summit statt. Da gibt es weitaus mehr interessante Videos, als ich schaffe zu schauen. Und auch Fridays for Future sind mit ihren #WirBildenZukunft-Webinaren gestartet! Natürlich ist es trotzdem nur eine Frage der Zeit, bis mir die Decke auf den Kopf fällt. Wo wirst du in den kommenden Wochen sein?

Wolfgang: Heute (19. März) habe ich überlegt, mich in Berlin total zu isolieren: Homeoffice, kein Besuch bei den (Enkel-)Kindern, keine S-Bahn-Fahrten mehr, keine Freund*innen treffen (Natürlich!). Passenderweise kam ein Anruf von meinem Chef, der just Homeoffice vorschlug.

Katrin: Meinst du nicht, dass dich dann bald der Isolierungs-Koller trifft? Mit wie vielen Wochen rechnest du? Und – was wird aus dem ebenso bedrohlichen Klimathema?

Wolfgang: 20.3.: Wie lange diese Krisensituation dauern wird? Mein Gefühl sagt mir drei Monate. Was wird aus dem Thema Klimakrise in der Zeit danach – wird sich dann noch irgendjemand mit einer weiteren, viel schwereren Krise auseinandersetzen wollen? Ich zweifle …